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Finanzielle Freiheit – Ist das was für mich?

Was ist eigentlich finanzielle Freiheit?

Überall im Internet grassieren Begriffe wie finanzielle Freiheit, FIRE (Financial Independence, Retire Early) oder Frugalismus. Jeder versteht unter diesen Begriffen etwas leicht anderes. Meiner Meinung nach ist aber meistens die Rede davon, seine Ausgaben zu minimieren, seine Sparquote zu maximieren und sein Erspartes möglichst renditestark anzulegen, um davon seinen Lebensunterhalt auch ohne Job bestreiten zu können. Die Idee hat einen gewissen Charme und wenn man es schafft, seine Sparquote sehr hochzuhalten, und auch dauerhaft die Kosten gering halten kann, dann kann dieser Weg auch funktionieren. So verlockend das auch klingen mag, genauso schwer ist dieser Weg. Man sollte sich gut überlegen, ob man bis ins hohe Alter seine Ausgaben so gering halten will. Ein vorübergehendes Sparen genügt hier in der Regel nicht, man braucht die richtige Lebenseinstellung dafür. Falls du es auf die Schnelle einmal für dich überschlagen möchtest, findest du am Ende dieses Beitrags einen Link zu einem Rechner.

Was spricht für die finanzielle Freiheit?

Das Gute an der finanziellen Freiheit ist wohl die Unabhängigkeit von einem Gehalt durch ein Beschäftigungsverhältnis. Es gibt genügend passive Einkommensströme, dass man nicht mehr arbeiten muss.

Aufgrund der Zeitersparnis durch den Wegfall einer Beschäftigung kann man sich vermehrt seinen persönlichen Interessen widmen. Man hat zum Beispiel genügend Zeit, sich privat weiterzubilden.

Finanzielle Freiheit bringt einem wahnsinnige Flexibilität. Man kann jederzeit Urlaub machen, man hat stets Zeit für die Familie und Freunde. Man kann jederzeit ein privates Projekt starten, wenn man es möchte.

Was spricht gegen die finanzielle Freiheit?

Sollte sich das passive Einkommen auf nur einen Einkommensstrom beschränken, kann es gefährlich werden, wenn es zu unerwarteten Komplikationen bei diesem Einkommensstrom kommt. Eine Reihe unterschiedlicher Einkommensströme wären von Vorteil, um die Wahrscheinlichkeit eines Totalausfalls seines Einkommens zu verringern. Man verzichtet auf die Diversifikation des Einkommens in Bezug auf das Einkommen aus dem Angestelltenverhältnis, falls man vor hat, seinen Job aufzugeben.

Man hat keine aktive Beschäftigung mehr. Nach längerer Zeit ohne eine Beschäftigung kann es später zu Schwierigkeiten kommen, wieder eine Beschäftigung aufzunehmen. Auch wenn man sich persönlich mit Dingen beschäftigt, kann der Nachweis seiner Qualifikationen später schwieriger werden. Dies gilt natürlich nur, wenn man seinen Job an den Nagel hängen will. Diesen Wunsch oder diese Möglichkeit hört man allerdings häufig im Zusammenhang mit finanzieller Freiheit.

Man muss sich selbst um die Rente kümmern, da es keine Einzahlungen mehr vom Arbeitgeber in die Rentenkasse gibt. Genauso auch keine Krankenversicherungsbeiträge. Es fällt nicht nur das Einkommen weg, sondern auch die Sozialbeiträge.

Meine Meinung

Ich persönlich halte die finanzielle Freiheit und den frühen Ruhestand für eine sehr krasse Lebenseinstellung. Seine Kosten drastisch zu senken, um so viel zu sparen, dass man davon leben kann, ist ein wahnsinnig schweres Ziel. Ich bin zwar gerne sparsam und Wohlstand ist für mich auch nicht die Definition von Glück, ein Stück Konsum gehört aber für mich zum glücklich sein dazu. Insbesondere mit Familie ist es in meinen Augen besonders schwer, das Ziel der finanziellen Freiheit zu erreichen. Ich habe mittlerweile schon einige Meinungen zu diesem Thema gehört und es gibt wohl auch Familien, die wahnsinnig sparsam leben und trotzdem auf nichts verzichten, was ihnen wichtig ist.

Ich halte es aber für eine enorme Herausforderung und es will gut überlegt sein, diesen Weg einzuschlagen. In meinen Augen ist es besonders wichtig, ehrlich mit sich selbst zu sein und sich genau zu überlegen, wie lange man einen frugalistischen Lebensstil verfolgen möchte. Wenn man es sich in 30 Jahren anders überlegt, kann dies eine schwere Entscheidung gewesen sein. Wie stellst du dir vor, nach 30 Jahren des Lebens in finanzieller Freiheit wieder als Angestellter anzufangen? Was hat das für Implikationen auf deine Rente (wie hoch auch immer die später vielleicht sein mag, aber das ist ein anderes Thema)? Mir persönlich wäre das zu heikel und ich würde mich auch nicht frei fühlen, sondern eher finanziell abhängig von meinen Investitionen. Was passiert zum Beispiel, wenn die Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge in der Zukunft mal wegfällt, und die Erträge einfach dem Einkommen zugerechnet werden? Bin ich dann plötzlich arm? Mir darüber Gedanken machen zu müssen, ist für mich nicht der Inbegriff von Freiheit.

Die Grundprinzipien der Frugalisten bezüglich einer sparsamen Lebenseinstellung und dem Ziel, ein hohes passives Einkommen zu erzielen heiße ich hingegen willkommen. Dieses passive Einkommen sehe ich aber eher als finanzielle Absicherung, um nicht nur auf das Einkommen eines Jobs angewiesen zu sein und im Alter ein nettes Nebeneinkommen für die Rente zu haben. Möglicherweise hilft es auch dabei, ein wenig früher in Rente zu gehen als „normalerweise“. Auf jeden Fall gibt es einem die Möglichkeit, im Notfall auch von seinen Investitionen leben zu können, ein beruhigendes Gefühl. Aber nur im Notfall. Es sollte meiner Meinung nach nicht das Ziel sein, nur von seinen Investitionen zu leben.

Meine Meinung: Sparsam leben, ja, passives Einkommen, ja, finanzielle Freiheit erreichen um seinen Job aufgeben zu können, nein. Aber hier geht es ja nicht um mich, sondern um dich!

Würde das wohl für mich funktionieren?

Damit du einmal grob überschlagen kannst, was es für dich bedeutet, den Weg der finanziellen Freiheit einzuschlagen und frühzeitig deinen Job aufzugeben, habe ich dir mal wieder einen kleinen Rechner programmiert. Gebe ein, wie viel Prozent du von deinem Einkommen du meinst, auf die Seite legen zu können und über wie viele Jahre du das machen möchtest. Der Rechner gibt dir an, wie viele Jahre du mit gleichbleibenden Kosten leben könntest. Sozialabgaben, Rentenversicherung etc. sind dabei allerdings nicht berücksichtigt. Dennoch gibt er dir schon einmal einen Eindruck, wie sehr du dich für wie viele Jahre der finanziellen Freiheit einschränken müsstest. Probier ihn doch einfach mal aus, um zu prüfen, ob es überhaupt Sinn für dich macht, dich tiefer mit diesem Thema zu beschäftigen.

Viel Spaß beim Ausprobieren und Grübeln,

Carsten Elfers